Satire Seite 3

Die satirische Seite von Ruth Ursula Westerop

GERMAN - AMERICAN - GESCHWAFEL

Wer heute nicht nur Bodybuilding betreiben, sondern auch sprachlich top fit und trendy sein möchte, für den ist es sehr important, dass er seinem Deutsch einen Kick gibt und den american style richtig downloaded.

Ein ständiges Updaten ist schon nötig, damit man dann auch ganz speedy versteht, dass “born to be free” der deutsche Werbeslogan für einen Zahnarzt und “we kehr for you” für die Müllabfuhr ist.
Wesentlich heaviere Sachen sind dann schon die Love Parade im Open Air mit band session, die man normalerweise eher den Youngstern überlässt, die sich bei diesen Events in geilem Outfit mit overgedrivtem Sound beschallen lassen und in diesem German-American-Gepansche echt zu Hause sind.

Dass aber inzwischen auch den upper aged Leuten, zum Beispiel auf deutschen Bahnhöfen, einiges an modern talking abverlangt wird, das zeigt sich, wenn sie die Aufschriften “Ticker Counter - Service Point und Mc. Clean” betrachten, wobei nicht jeder gleich dahinter kommen kann, dass letzteres nichts weiter ist als ein Bahnhofs-WC. Warum man allerdings dieses Örtchen nicht als “Sit In” betitelt hat und den Wartesaal mit “Wait Whatcher”, darüber muss ich die Direktion noch befragen.

Wie man sieht, scheint es nicht nur im Ausland, sondern selbst in Deutschland gar nicht mehr so einfach zu sein, sich deutschsprachig zu behaupten, denn da helfen weder Nachhilfestunden in Deutsch, noch Diplome in Germanistik. Könnte ja sein, dass man sich eines Tages auf Ibiza als deutschsprachiger Besucher besser zurechtfindet als in Old Germany, wie es auf Mallorca ja schon fast erreicht wurde.

Dass Deutsch einmal zur Weltsprache werden könnte, das dürfte allerdings eine geradezu hirnrissige Idee sein und schon alleine an der jetzigen, neuen Rechtschreibung, und wer weiss, vielleicht schon in wenigen Jahren an einer superneuen Rechtschreibung, scheitern. Viel wahrscheinlicher ist es wohl, dass die Americanismen, die sich nun im deutschen Sprachbereich so breit und dick machen, ganz heimlich Oberhand gewinnen und den Duden zum alten Geschichtsbuch werden lassen.
Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie ich mich schon auf dieses Kauderwelsch freue. Unsere Kinder und Kindeskinder werden sich ohnehin über unsere heutige Ausdrucksweise fast totlachen.


GRÜß GOTT!

Ach Gottchen! Jetzt tauchen nun auch noch aus diversen Fakultäten angeblich einschlägig bewanderte Spezialisten auf, die dem verunsicherten Zeitgenossen zwei Dinge zu beweisen versuchen. Nämlich einmal, dass es einen Gott gibt und dass es andererseits diesen Gott wiederum nicht geben kann.
Da werden nun dicke Bücher verfasst, unheimlich kluge Zeitungsartikel geschrieben und auf allen Kanälen des Fernsehens, inklusive im Internet, wird der wissbegierige Mensch pausenlos
gefüttert, woraufhin er, sofern er in seinem Verhältnis zu einer übergeordneten Macht nicht sattelfest ist, (und wer ist das denn wirklich?), schon nach kurzer Zeit richtig ins
Schleudern gerät.

Schließlich wird über etwas philosophiert, wissenschaftlich berichtet, in engem und weitem Rahmen dargelegt, dass es unter gewissen Umständen doch einen Gott geben müsse, obwohl es genau so gut sein könne, dass es nur eine all zu menschliche Wunschvorstellung sei.
Nun gut und schön. Man kann sich ja damit füttern lassen und anfangs in der hirnrissigen Hoffnung verweilen, dass da ein wissenschaftlicher Überflieger es nun endlich fertig gebracht habe, einen handfesten Beweis zu bringen, von der Existenz Gottes oder eben null Existenz Gottes.
Doch nix da, denn die anfänglich klaren Argumente aus diversen Perspektiven vernebeln sich immer weiter zum Ende der Ausführungen und lassen daher auch das Bild Gottes völlig im Nebel verschwinden. Die einzige Möglichkeit diese Nebelwand zu durchdringen, bietet sich nur dem gläubigen Menschen, der ja bekanntlich gar nicht zu wissen braucht, woran er glaubt, denn glauben ist nicht wissen.
Also, was soll denn nun die jetzige, schon fast hysterische Aufklärungskampagne, die doch letztendlich gar nicht imstande ist, das aufzuklären, was einige so erwarten?
Meine unmaßgebliche Meinung ist, dass man bei diesem Thema, trotz guter Argumente und schlagkräftiger Gegenargumente, auch noch unzählige Jahre auf der Stelle treten wird und es dem Einzelnen, wie schon immer, nur übrig bleibt, sich seinen persönlichen Gott oder Nichtgott zu erfühlen.

Wenn also nun jemand, dem man “Grüß Gott!” zuruft, darauf antwortet: “Gern, doch welchen?!”, dann können wir daran gut ablesen, wie es um den ganzen Sachverhalt steht.


» Beachten Sie bitte die Hinweise auf der Infoseite über die Nutzungsbedingungen sämtlicher Texte.

Seite 4 von 4