Satire Seite 1

Satire Online: Die satirische Seite von Ruth Ursula Westerop

TODESANZEIGE

Nach langem, quälenden Leiden,
ausgelöst durch eine
immer rasanter grassierende Missachtung seitens der Menschheit,
verstarben in völliger Vereinsamung und Abgeschiedenheit
DAS GEWISSEN
und
DIE RÜCKSICHTNAHME
im Alter von einigen tausend Jahren.

Als mehr oder weniger trauernde Hinterbliebene:
Frau Fahrlässig
Herr Gleichgültig
Direktor Schwarzgeld
Senator Bestechlich
Doktor Absahn
Professor Forschungswahn
Student Ohnmacht
Polizeipräsident Korrupt
Friedensbotschafter Scheuklappe
Staatsanwalt Gesetzeslücke
als Stellvertreter des Ministers Skrupellos
Abgeordneter Windfahne,
sowie Familie Beziehungslos mit Sohn und Tochter
und eine lange Reihe interessanter Personen,
die wie hier aufgrund allgemeinen Platzmangels nicht namentlich benennen können.
Die ergreifende Trauerrede hielt
Pastor Scheinheilig Celibato

Anstatt der Blumen oder Kränze, erbitten wir eine Spende auf das Konto:
“Notleidende Aufsichtsräte und Manager der Konzerne und Banken e.V. “


DER PFLEGEFALL

Es war ihr angetrauter Gatte,
der eines Tages Schmerzen hatte,
die grundlos und ganz ungebeten,
so plötzlich bei ihm aufgetreten.

Der Arzt verreist - kein Telefon -
die Gattin griff zum Lexikon,
damit sie sich dort informiert,
wie man den Kranken denn kuriert.

Sie las - und - fing an zu erbleichen,
denn schon das erste Krankheitszeichen
war das, was nicht der kranke Gatte,
sie selbst jedoch schon lange hatte.

Schon spürte sie den Druck im Magen,
und dort wo sonst die Nieren lagen,
ganz leichte und diffuse Schmerzen,
bis ganz hinauf zu ihrem Herzen.

Sie blätterte - schlug nach - und las -
so dass sie es total vergaß,
dass sie nicht krank, sondern ihr Mann.
Doch erstmal war sie selber dran!

Die Diagnose - ohne Frage -
todkrank ist sie! Gezählt die Tage!
Der frühe Tod nicht zu vermeiden!
Das Buch war voll mit ihren Leiden.

Verstummt war schon im Nebenzimmer
des Gatten Stöhnen und Gewimmer.
Schmerzfrei und ohne Atemnot
lag er im Bett - - war mausetot.

Nach Jahren noch war sie ihm Gram,
dass er da keine Rücksicht nahm!
Anstatt sich tot ins Bett zu legen,
wär's seine Pflicht sie doch zu pflegen!

So kann es eben leicht geschehen,
dass Ehen auseinander gehen.
Speziell, wenn einer Egoist
und drum den and'ren glatt vergisst.


SCHRUMPELNDE SCHACHTELN

Schönheit ist eine feine Sache und sie bleibt auch eine sehr feine Sache, so lange man eben noch schön ist. Mal ganz abgesehen davon, was, wie und warum etwas überhaupt als Schönheit zu bezeichnen ist, handelt es sich sozusagen um die Schachtel, in die ein Mensch mal eingepackt wurde.
Da gibt es nun Schachteln, bei denen, da sie vor Wind und Wetter geschützt, in Glasvitrinen zur Schau gestellt waren, auch nach Jahrzehnten noch eine gewisse Schönheit sichtbar bleibt. Andere hingegen, die den rauhen Lebensstürmen ausgeliefert sind, sie erscheinen früher oder später als ziemlich verknautschte Schachteln. Es ist müßig, über die ungerechte Verteilung dieser Verpackungen nachzudenken, denn niemand wird dafür die Verantwortung übernehmen.
Schönheit wird ganz automatisch, jedoch wohl fälschlich, mit Jugend verbunden. Was beide mit einander gemeinsam haben ist, dass weder Jugend noch Schönheit ewig erhalten bleiben, obwohl sich in der heutigen äußerlichkeitsbesessenen Zeit, ganze Gesell- schaftsschichten in die OP´s begeben, damit sie genau das Gegenteil beweisen können.
Können sie auch. Allerdings nur für eine relativ kurze Zeitspanne, denn es gibt, bisher jedenfalls, keine Schachtel, die sieben oder acht Jahrzehnte ohne Knautschzonen übersteht, selbst nicht in der Vitrine. Eine ganz scheußliche Tatsache, der die gesamte Kosmetikindustrie in Verbund mit der Schönheitschirurgie den Krieg erklärt hat. Nun, Kriegserklärungen sind ja auch heute noch modern, leider fragen die Krieger nicht, wie und was dabei auf der Strecke bleibt. Doch das ist außerdem noch ein ganz anderes Thema. Wer nun nicht im Chor der Jugendwahnsinnigen und Schönheitsbesessenen mitsingen möchte, der wird sich wohl oder übel damit abfinden müssen, dass im Laufe der Jahre seine Schachtel so nach und nach zerknittert, verbeult und letztendlich mal ganz verschrumpelt aussehen wird. Es sei denn, das Schicksal hätte beschlossen, die Schachtel vorzeitig wegzuschmeissen.
Sie haben doch sicher auch schon etwas von Mogelpackungen gehört, die speziell dort zu finden sind, wo man auf einen kleinen Inhalt durch luxuriös aufgedonnerte Schachteln aufmerksam machen will.

Was immer Sie nun denken mögen, vermutlich haben Sie recht. Darum überlasse ich Ihnen weiter, gedankliche Spaziergänge zu diesem Thema.


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