Humorvolle und besinnliche Gedichte aus dem täglichen Leben Teil 03

ES STINKT

Wohin man immer jetzt auch schaut -
nach rechts und links, nach unten oder oben,
der Horizont ist stets verbaut,
denn überall wird nur geschoben.

Verschoben wird in großem Stile -
vertuscht, gefälscht, verdreht, gezinkt.
Jedoch inzwischen merken viele,
dass das schon lang zum Himmel stinkt.

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SPIEGLEIN AN DER WAND

Man kann es wenden oder drehen,
die Zeit zerfließt, bleibt halt nicht stehen,
die Jahre kommen und sie gehen,
das kann man vor dem Spiegel sehen.

Der Spiegel zeigt die ersten Spuren,
jedoch dein Herz zeigt er dir nicht.
Das Herz kennt nämlich keine Uhren,
die Zeit steht dir nur im Gesicht.

Wenn wir das Spiegelbild nicht hätten
würden wir fühlen wie wir sind
und mancher fühlt, ich könnte wetten,
sich auch im Alter noch als Kind.

WER BISTE ?

Da gibt es Tage, die habe ich gar nicht bestellt.
ohne zu fragen, ob mir´s gefällt
stehn sie schon morgens vor meiner Tür
und behaupten, sie könnten auch nichts dafür.

Da bleibt keine Zeit zum Diskutieren,
muss mich mit ihnen arrangieren.
Doch das ist `ne ganz vertrackte Chose,
denn alles was ich tu, das geht in die Hose.

Damit ich so manches Ding noch rette,
renn ich mit den Stunden um die Wette
und merk erst am Abend und viel zu spät,
dass so was nun absolut gar nicht geht.

Verschwitzte Termine, verlorene Sachen
was ich beginne muss ich nochmal machen
und selbst dann kommt nichts dabei raus.
Das halt ich nervlich natürlich kaum aus.

Steht noch mal so ein Tag vor meiner Tür,
sag ich zu ihm, das versprech ich mir:
“Was willste von mir heut und wer biste?”
Dreh mich um und steig wieder in meine Kiste.

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DEUTSCHER SPRACH

Im Zeitalter der Superlative
kennt kaum jemand die Genitive
und treten mal an eine Stelle
des Deutschen Sprachschatz’ zweite Fälle
wird sich dem Genitiv bedient,
damit der Dativ auch verdient.

Den Dativ kennt man unterdessen;
der wird den vierten Fall auch fressen
und eines Tags - ich lach mich schief -
gibt es dann nur noch den Dativ.
Drum lasst uns weiter Sätze drechseln,
von Fall zu Fall hinüber wechseln.

Bevor die Fälle weggeschwommen
und uns’re Sprache ganz verkommen,
woll’n wir die Lust noch nicht verlieren
zum weiteren Genitivieren.

ALBTRAUM

Kann nicht erwachen,
der Traum steht im Zimmer.
Ich will rufen, doch immer und immer
versagt mir die Stimme und es wird schlimmer.

Irgend wer, irgend was, will mich ergreifen,
fühl, wie mich fast schon die Hände streifen,
will laufen, schreien, doch immer wieder
bleiben bewegungslos meine Glieder.

.Nackte Angst, man will mich ermorden,
bin zum eigenen Zuschauer geworden.
Sehe zu, wie mich das Grauen packt,
stelle fest, dass ich jetzt splitternackt

auf dem Boden in dunklem Kerker liege
und plötzlich gibt’s ‘nen Knall und ich fliege
aus diesem Traum,
lieg im Bett, bin erwacht
Na, das war ja diesmal eine blöde Nacht!

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UNSICHTBARE DINGER

Klein, klein und immer kleiner.
Fein, fein und immer feiner.
In Wissenschaftslaboren,
da wurden sie geboren.

Billionstes Teilchen einer Stunde.
Unglaublich ist’s: Nanosekunde.
Fast zeitgleich kamen dann auch später
die unsichtbaren Nanometer.

Unsichtbar für uns wie jene
Chromosomen und die Gene,
die uns zum Menschen machen
und hunderttausend andre Sachen,

die uns die Forschung unterbreitet,
von Formeln und Latein begleitet,
die wir natürlich nicht verstehen,
da wir die Dinger ja nicht sehen.

So rennen blind wir durch die Tage
und sind noch nicht mal in der Lage,
in Ruh’ die Dinger zu betrachten,
die uns zum echten Menschen machten.

ICH PFEIF MIR WAS

Wenn ich so vor mich hin denke und grübel
über all das, was so in der Welt geschieht,
dann wird’s mir ganz mulmig und direkt übel.
Drum stopp ich das Denken und pfeif mir ein Lied.

Ich pfeif auf die Politik und alle Minister,
auf Konzerne, Justiz und Professoren.
Ich pfeif auf die Kirche und ihre Philister
und den Adel, der auch nur nackt geboren.

An manchem Tag pfeif ich besonders heftig,
selbst auf die caritativen Vereine.
Ich pfeife sehr laut und besonders deftig,
doch leider pfeife ich meist ganz alleine.

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DER VERSCHWUNDENE TAG

Schon wieder ist ein Tag verschwunden.
Wo er geblieben ist? Was weiss denn ich.
Ich galub, da war ich falsch verbunden,
so´n Tag ist völlig sinnlos für mich.

Das sind Tage, die einfach verschwinden,
so ganz ohne Inhalt und tieferen Sinn.
Man kann sie auch nie wieder finden,
worüber ich richtig ärgerlich bin.

Für Tage, da überhaupt nichts passiert,
werd ich noch heut ´ne Gutschrift verlangen,
von dem, der hier mein Dasein kalkuliert.
Was soll ich denn mit Nichts anfangen?

PLATZANGST

Wenn es wahr ist, dass,
wenn man nicht mehr lebt,
die Seele in den Himmel schwebt,
dann erfasst mich eine irre Beklemmung
in Gedanken der voraussichtlichen Trennung
meiner Seele von meiner Hülle.
Ist doch seit Menschenbestehen
überhaupt nicht zu übersehen,
welch beängstigende Fülle
dort oben herrschen muss.
Am Ende ist da schon längst Schluss?!
Und es hängt ein Schild an der Eingangsbimmel:
“Geschlossen - Überfüllt -
Kein Platz mehr im Himmel!“

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ICH WÜRD SO GERN!

Ich würd’ so gerne tausend Stunden stehlen.
Vielleicht auch mehr, für mich allein.
Dann würde keine Zeit mir fehlen,
um tatenlos und faul zu sein.

Ich würd’ mich auf ‘ne Wiese legen,
ganz platsch und in den Himmel starren,
mich stundenlang gar nicht bewegen
und meinen Blutdruck runter fahren.

Ich würd’ mich mal um gar nichts sorgen.
Meine Gedanken dürften fliegen
und ziemlich oft würd’ ich am Morgen
noch stundenlang im Bette liegen.

Ich würde machen was ich wollte,
die ganzen Pflichten mal vergessen,
die ich sonst stets erfüllen sollte,
wär’ nur von mir allein besessen.

Ich würd’ die Freiheit zelebrieren,
würd’ Blümchen auf die Wände kleben,
mich in Romantik ganz verlieren
und nur noch über allem schweben.

Könnt sein, dass dann nach läng’rer Zeit,
ich selbst mich nicht mehr aussteh’n kann
und wünscht, ich wäre doch zu zweit -
am liebsten noch mit einem Mann.

Doch dann kommt’s so wie’s kommen muss,
die Stunden werden schnell verbrasselt
und mit der Ruhe wär’ gleich Schluss,
da jeder Mann so was vermasselt.

SCHIEF GEWICKELT

Ein Tag, da ich mir selbst nicht grün.
Ich nörgle rum, dies ist zu lang und das zu kurz.
Ich bin ganz mies.
Im Grunde ist mir alles schnurz.

Schon morgens geht es los. Die Dusche ist zu kalt,
der Kaffee mir zu lau und dann noch andre Mängel.
Ich hab es einfach satt
und setz mich hin und quengel.

Die Schreibmaschine klemmt.
Sie ist zu alt, ich weiss.
Mein Kater stahl das Fleisch
aus meiner Suppe,
die Brühe ließ er mir!
Na, ist mir auch schon schnuppe..

Die Sonne ist zu grell. Wie blind komm ich in’s Haus
und fuchtle wild herum, um Fliegen zu vertreiben
und alles und die ganze Welt
kann mir gestohlen bleiben.

Zu gar nichts hab ich Lust, steh mir nur selbst im Weg.
Ich maul den ganzen Tag, bin knatschig und ich mecker
und fall mir regelrecht
gehörig auf den Wecker.

Ich schlag die Stunden tot mit nichts
und bin mir selber fremd.
Mir scheint’s ein Teil von mir ist gestern abgereist,
denn das, was hier blieb,
geht mir ganz furchtbar auf den Geist.

Wo seid Ihr Freunde nun?!
Ruft mich denn niemand an?!
Wenn heute keiner kommt, um mich mal aufzuputschen,
dann könnt ihr allesamt
mir mal den Buckel runterrutschen.

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QUÄLENDER GEDANKE

Wenn alles vorbei ist,
so denk ich bei mir,
du ganz einfach verschwunden bist,
plötzlich weg und nicht mehr hier.
Vom Dasein direktemang befreit,
null komma nichts, in alle Ewigkeit.
Da beginnt mich ein Gedanke zu quälen:
“Manometer, was werd ich mir fehlen!”

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