Kurzgeschichte 05: “Tiere sind grundehrlich”

Eine kurze, nachdenkliche Geschichte, oder sagen wir "Betrachtung"

Wir Menschen verstehen die Sprache der Tiere genauso wenig, wie die Gebärdensprache der Taubstummen, die man auch erst erlernen muss, um zu begreifen, was die ganzen Hand- und Fingerbewegungen überhaupt bedeuten.

Wenn Tiere nun auch nicht Worte formen können, so wie wir, so bedeutet das aber noch lange nicht, dass sie uns nichts zu sagen hätten.

Für das Erlernen der Taubstummensprache gibt es Schulen, in denen man die Zeichen und Gebärden erlernen kann. Doch für die Sprache der Tiere, da gibt es, soweit ich weiß, auch heute noch keine Schule.

Es wird vermutlich dafür auch nie eine Schule geben, denn da müsste es dann auch Tausende von Unterrichtsfächer geben, da jedes Tiervolk auch seine eigene Sprache hat. Die Wölfe sprechen also ganz anders als die Felinos, wie man das Volk der Katzentiere nennt und Vögel werden sich vermutlich auch nicht mit Schmetterlingen verständigen können. Es ist ja auch bei den Menschen so, dass jedes Volk eine andere Sprache spricht. Also sind wir darauf angewiesen, uns ganz alleine über die Sprache der Tiere zu unterrichten. Und das geht eigentlich nur dann, wenn man sich intensiv mit ihnen beschäftigt.

Natürlich weiß inzwischen jeder, dass es Ausdruck der Freude ist, wenn ein Hund mit dem Schweif wedelt und eine Katze besonders guter Laune ist, wenn sie mit erhobenem Schwanz durch die Gegend läuft. Wenn aber eine Katze mit dem Schwanz wedelt, dann hat das mit Freude gar nichts zu tun, denn da befindet sie sich nicht gerade in bester Laune. Zurückgelegte oder flachgemachte Ohren haben allerdings sowohl beim Hund als auch bei der Katze, ja sogar beim Pferd die gleiche Bedeutung. Nämlich, dass man besser auf Distanz gehen sollte, denn es könnte da ganz plötzlich zu einem Wutanfall kommen. Wenn wir nun das, was uns das Tier zu verstehen gibt, nicht beachten bzw. eben nicht verstehen, dann liegt die Schuld ganz offensichtlich bei uns selbst, wenn wir mal eben die Krallen zu spüren bekommen.

Wer nun von falschen Hunden oder Katzen spricht, der hat offensichtlich immer noch nicht begriffen, dass Tiere den Begriff von Falschheit gar nicht kennen, denn sie sind so, wie sie sind. Wir aber, wir Menschen, wir sind doch glatt dazu fähig, jemanden anzulächeln und dabei den inneren Wunsch zu verspüren, ihm lieber gleich eine Ohrfeige zu verpassen. Zu einer solchen Maskerade wird ein Tier niemals fähig sein

Es lohnt sich, diesen Gedanken etwas länger nachklingen zu lassen.

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