Themen - Fragen - Kritik: Teil 5

Gedanken über Nachrichten, mit denen die Medien uns unaufhörlich füttern. Fragen, die bislang ohne befriedigende Antworten blieben. Und Gedanken ganz allgemein über uns und die Welt.

Melodische Flatulenzen oder Solokonzert für einen Anus

Das sind die eleganten Versionen einer großen Fernsehschau, die nichts weiter beschreiben als das Furzkonzert für einen Arsch.
Für diese verbale Entgleisung entschuldige ich mich direkt bei meinen Ahnen, bei der mir andressierten, guten Erziehung, auch bei Ihnen, verehrte Leser und nicht zuletzt auch bei mir.
Ich habe es leider nicht unterlassen können, mal etwas beim Namen zu nennen, wofür es, so meine ich, keinerlei Steigerung mehr gibt.
Da landete ich beim Zappen auf der großen Bühne einer Fernsehshow und glaubte zu träumen, als ich einen Mann erblickte, der auf dem Rücken liegend, mit hochgezogenen Beinen seinen, immerhin noch mit einer Hose bekleideten Hintern dem Publikum entgegen wölbte und nun ein sogenanntes Flatulenzkonzert startete, was so viel heißt, daß er unter dem Gelächter der Zuschauer melodisch drauf los pupste.
Wäre ich nicht durch die Zapperei auf dieses grandiose Event, um mal wieder ein englisches Wort zu gebrauchen, gestoßen, ich wüßte bis heute nicht, wie tief wir gesunken sind.
Mich beschäftigen nun einige Fragen. Wieso sprechen wir noch von zu schützender Menschenwürde, wenn wir sie selbst mit Füßen treten, denn daß irgend jemand keine Grenzen mehr kennt, sich in entwürdigender Weise zu präsentieren, um auf sich aufmerksam zu machen, das mag man schon mal hinnehmen. Daß aber Institutionen, wie in diesem Falle das Fernsehen, solchen Personen auch noch einen Bühnenplatz einräumen, das übersteigt mein Verständnis.
Jetzt ist es ja so, daß fast alles immer wieder nach einer Steigerung schreit, was speziell beim Leistungssport zu beobachten ist, wo es immer höher, weiter und schneller sein muß und in ähnlicher Form geht es auch bei der Unterhaltungsindustrie zu. Nur, daß es da nicht um schneller, weiter, höher geht, sondern um tiefer und unglaublicher.
Eine Steigerung für die zuvor geschilderte Darbietung wäre nur noch, daß sich das bislang „behoste“ Hinterteil dann in Nacktform präsentiert, doch damit wären weitere Steigerungen wohl kaum noch möglich. Eine Steigerung von Nacktheit ist eben nicht mehr drin und damit wäre man dann endgültig auf dem Bodensatz einer Sickergrube gelandet.
Da kann man ja ganz allgemein den Drahtziehern der Fernsehgesellschaften einen Glückwunsch aussprechen, was ich hiermit dann nun auch tue.
Herzlichen Glückwunsch zur fäkalisierten Unterhaltung!

Achterbahn der Jahre

Was haben uns die vergangenen Jahre gebracht, und was haben wir daraus gemacht? Nun, wenn man an  die gesamte Menschheit der Gegenwart denkt, so wurde, ganz global gesehen, sehr viel gemacht. Schon zuviel. So
jedenfalls kommt es mir vor. Überschlagen sich doch Forschung und Technik auf sämtlichen Gebieten mit neuen Erkenntnissen und Verbesserungen, mit denen wir kaum noch Schritt halten können. Zeitweise gewinnt man  den Eindruck, als säßen wir in einer Achterbahn, die mit Höchsttempo durch die Jahre rast. Ob wir nun wollen oder nicht, es wird ratsam sein, sich allmählich mit den neuen Techniken anzufreunden, falls man nicht plötzlich als geistigunterbelichteter Erdenbürger den Rest seines Lebens verbringen möchte. Wer also heute seine Moneten immer noch unter der Matratze versteckt, da erprinzipiell die Banken nicht leiden kann, dem wird es wohl nicht erspart bleiben,seinen Zahlungsmodus irgendwann zu revidieren. Wer Laserstrahlen, Gene,Internet, Fotozellen et cetera, als neumodischen Kram betrachtet, da das einfach nicht in seinen Kram paßt, bei demjenigen werden wohl oder übel, so ganzallmählich jene “Vastehste-Lampen” ausgeknipst, die wir spätestens seit Eintrittin das zweite Jahrtausend nötig haben.
So manchen, mich inbegriffen, überfällt eine alptraumartige Unsicherheit,wenn es um irgendwelche Neuerungen geht, von denen man zunächst nicht diegeringste Ahnung hat, und davon wird es in Zukunft immer mehr geben. Wir befinden uns heutzutage mehr denn je in einer Lebensschule, die uns, bis ins hohe Alter, mit neuen Lernprozessen füttern wird. Da ist es schon aus reinegoistischen Gründen angebracht, wenigstens einen Teil seiner “Hausaufgaben” zu erledigen.
Beim Schreiben all dieser Gedanken, wird mir das Ausmaß der nicht ausbleibenden Zukunft erst so richtig klar und, dass ich dazu so gar nichtsTröstliches sagen könnte, wenn nicht jeder Mensch noch irgendwo seine eigene,kleine Welt hätte. Dieses Stückchen ICH, ohne dessen Existenz wir bei diesenAchterbahnfahrten vermutlich völlig durchdrehen würden. Da liegt es nahe, dass ich allen den Fortbestand der inneren Welt wünsche, um Gefühle zu denken und gute Gedanken zu empfinden.

PRESSEFREIHEIT

Unterschiede bei denen, die eine Zeitung "beschreiben", gibt es noch und nöcher. Das liegt allerdings nicht zuletzt daran, daß es eben auch bei der Leserschaft große Unterschiede gibt. Für diejenigen z.B., die sich an den Problemen anderer Mitmenschen erst so richtig aufmuntern, für diese Kategorie von Lesern klicken die Kameras bei Unfällen, Morden, Kriegen, eben überall dort, wo sich das Leiden der Menschheit in gebündelter Form präsentiert. Die grausamste Aktualität wird zum ausführlich beschriebenen Sensationsartikel und damit zum Verkaufsschlager des Tages.
Weniger grausam, dafür aber um so lästiger, weil besonders aufdringlich und geschmacklos, geht es bei denjenigen Journalisten zu, die für jenen Leserkreis schreiben, der unbedingt unter die Röcke und hinter die Hosenschlitze der Prominenz sehen möchten. Es ist anzunehmen, daß dieser Zweig der Journalistik nur für jene geeignet ist, die irgendwann, irgendwie das Gefühl für Anstand und Takt verloren haben, denn andernfalls müßte ihnen die Peinlichkeit ihrer indiskreten Masche pausenlos die Schamröte ins Gesicht treiben. Aber auch solche Artikel treiben den Zeitungsumsatz in die Höhe, je schmutziger die beschriebene Wäsche, um so schneller werden den Zeitungsverkäufern die Exemplare aus der Hand gerissen.
Eine völlig andere Gilde sind jene Journalisten, die "die Faust in der Tasche" ballen müssen, da sie nicht das schreiben dürfen, was ihnen tatsächlich auf der Feder liegt. Und das existiert nicht nur unter einer Diktatur, sondern auch - man sollte es eigentlich gar nicht glauben - in Zeiten der Demokratie, denn dort bleibt es leider nicht aus, daß sich gewisse Kreise eben auch gewisser Einflüsse auf die Medienwelt bedienen, wodurch eine unterschwellige Zensur einfach nicht auszuschließen ist. Kapital ist Macht - Macht ist Einfluß - Einfluß ist Zensur. Ein Journalist, der gegen einen finanzkräftigen Annoncenten seiner Zeitung einen absoluten Verriß zu schreiben beabsichtigt, selbst wenn es berechtigt wäre, der wird einen solchen Artikel wohl kaum dort gedruckt sehen, und er wird sich mit der Faust in der Tasche abfinden müssen. Und das nicht nur aus Rücksicht auf den einflußreichen Annoncenten, sondern aus reinem Selbsterhaltungstrieb.
Im gewissen Sinne ist es natürlich seine eigene, demokratische Freiheit darüber zu entscheiden, ob er auch weiterhin sich und seine Familie ernähren will und kann.
Von ganz besonderem; allerdings zumeist sehr kurzem Glück, können jene Journalisten reden, die für Medien tätig sind, die sich in keine Abhängigkeit begeben, also in keiner Weise finanziell unterstützt bzw. subventioniert werden. Doch das ist im rauschenden Blätterwald immer mehr zur Ausnahme geworden, zu einer Seltenheit , die sich verständlicher Weise nur vorübergehend auf dem Medienmarkt halten kann und wenn doch, dann nur mit einem Finanzpolster, das sich diese Unabhängigkeit leisten kann.
Die freiheitliche Pressemedaille ist also schon so beschädigt, daß sie keinen Sammlerwert mehr darstellt.


Wein ohne Alkohol

Eigentlich kann ich es gar nicht verstehen, daß es Menschen gibt, die sich darüber ereifern, daß es den Laboratorien endlich gelungen ist, Wein ohne Alkoholgehalt herzustellen. Gibt es doch schon seit Jahren Bier ohne Alkohol, Kaffee ohne Cofein, Bonbons ohne Zucker, Milch ohne Fett und Kaminfeuer ohne Flamme.
Wenn man über dieses Thema noch etwas länger sinniert, dann kommt man zu der allgemeinen Feststellung, daß wir uns sowieso schon in einem sogenannten "Ohne-Zeitalter" seit Jahren befinden. Telefon ohne Kabel - Auto ohne Benzin - Gedichte ohne Reim - Wälder ohne Bäume - Ehen ohne Kinder - Arbeiter ohne Arbeit - Musik ohne Melodie - Tanz ohne Partner - Studenten ohne Zukunft - Politiker ohne Verantwortung - Medikamente ohne Wirkung Pazifisten ohne Frieden - Menschen ohne Menschlichkeit . Diese Liste könnte man noch seitenlang fortsetzen.. .
Wie gesagt, wie kann man sich denn da über alkohollosen Wein aufregen!?

DER NEUE VEREIN

Ob es nun schlechte Erfahrungen oder die von mir überhaupt nicht bestellten, jedoch ererbten GENE sind, die mich bislang zum Vereinsgegner gemacht haben, das weiß noch nichtmal der Kuckuck. GEGNER ist vielleicht nicht ganz treffend ausgedrückt, jedoch ein anderes Wort fällt mir im Moment nicht ein. Fest steht, daß ich es bislang fertigbekommen habe bei Vereinsmeiereien abwesend, also einfach nicht da zu sein.
Mit fortschreitendem Altern - in Jugendkreisen als Mumifizierung bezeichnet - überkommt mich immer stärker das Gefühl, daß ich da in meinem Leben vielleicht, neben etlichen anderen Dingen, auch noch das versäumt haben könnte, was man mit Vereinsmitgliedschaft verbindet. Dabei ist es ja gar nicht so schwer, heutzutage den Verein zu finden, zu dessen Sinn und Zweck man sich hingezogen fühlt. Und hingezogen - nicht gezerrt ! - muß man sich schon fühlen, denn sonst ist es nur eine halbe Sache. So meine ich jedenfalls. Es gibt ja unzählige Möglichkeiten doch noch irgendwo "reinzutreten". Zum Beispiel in den Verein der notorischen Nörgler oder der Sprühdosenbefürworter, oder der Recyclingfetischisten oder der Geistignichtganzdagewesenen - und so weiter und so fort.
In den Verein der Eigerwandbesteiger oder Schneeglöckchenzüchter einzutreten, das lohnt sich natürlich auf Ibiza nicht, dafür aber vielleicht , so denke ich bei mir , in einen Verein, der noch auf seine begrüßenswerte Gründung wartet. Als da wäre: Verein für minderbemittelte Europäer oder Verein für promovierte Neinsager oder ein Verein wasserscheuer Marathonschwimmer. Obwohl, wenn ich da tiefer in mich hineinhorche, erscheint vor meinem geistigen Auge folgender Schriftzug: VEREIN FÜR NOTORISCHE VEREINSGEGNER.
Mal die Annahme - natürlich nur Annahme, was sonst - ich würde mich nun ganz wild dazu entschließen, einen Verein der Vereinsgegner zu gründen, da möchte ich hiermit erstmals in der breiten Öffentlichkeit anfragen, wer sich denn sonst noch dieser hirnrissigen Idee anzuschließen gedenkt.
 
Schon im Voraus danke ich für die zahlreichen Zuschriften.

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