Humorvolle Gedichte aus dem täglichen Leben 02

Der Alltag gibt mir sehr oft Anlass, mich selbst auf die Schippe zu nehmen. Im Alltäglichen wird mancher Ärger erträglicher, wenn man auch sich selbst mit Humor begegnet und die vielen Unzulänglichkeiten nicht zu ernst nimmt.

So wird auch diese Seite, mit überwiegend humorvollen Gedichten, Ihnen hin und wieder ein Lächeln bereiten. So manche Verse sind gut dafür geeignet, sie im Freundeskreis zum gemeinsamen Vergnügen vorzulesen.

Viel Spaß wünscht

Ihre Ruth-Ursula

TESA - TÜCKE

Geschenke schenkt man meist nicht nackt.
Sie werden sehr hübsch eingepackt
und für die Bänder oder Schleifen
braucht man dann einen Klebestreifen.

Damit fängt das Problem schon an,
weil man das Stück nicht finden kann,
den Anfang, der sitzt derart fest,
dass er sich gar nicht fassen läßt.

Man tastet, fühlt, kratzt mit den Nägeln.
Nur nicht nervös! Das lässt sich regeln.
Nach fünf Minuten könnt man platzen,
fängt mit dem Messer an zu kratzen.

Vergisst, dass manche Messer scharf
und diesmal man nicht schneiden darf.
Zu spät! Schon merkt man mit Entsetzen,
die ganze Rolle ging in Fetzen.

ALLEINUNTERHALTER

Dass man alleine mit sich spricht,
den Kopf mal schüttelt oder nickt,
ich glaubte, das passiert mir nicht,
es sei der Fall, ich sei verrückt.

Nun fing es an vor ein paar Wochen.
Wie peinlich, ich kann’s gar nicht fassen,
hab ich mit mir allein gesprochen,
mir scheint jetzt fehl’n mit auch die Tassen.

Die Faselei wird immer schlimmer,
werd manchmal zornig oder lache,
obwohl ich nur allein im Zimmer,
erzähl mir, was ich gerade mache.

Sind Selbstgespräche unerlässlich?
Was soll ich denn davon nun halten?
Mir reicht’s doch schon, dass ich vergesslich
und obendrein mit tausend Falten.

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DA GIBT ES TAGE

Es gibt so Tage, da steht die Sorge vor der Tür.
Verschafft sich Zutritt überall in meinem Haus.
Ich schieb sie weg, hab keine Zeit dafür,
der Sorge aber macht das ganz und gar nichts aus.

Sie bleibt ganz stur und füllt den ganzen Raum
mit Dingen, die wollt ich eben mal vergessen.
Die rücksichtslose Sorge stört das kaum,
kramt im Gedächtnis wie besessen.

Fast hatte ich’s am Morgen schon geahnt,
dass wieder mal ein schöner Tag geplatzt.
Was hatte ich für heute alles schon geplant.
Die ungebet´ne Sorge hat es wieder mal verpatzt.

DINGSDABIRNE

Wenn ich mit meiner Birne auf Kriegsfuß stehe,
angestrengt an diversen Schaltern drehe,
dann schaltet sie öfter richtig auf stur,
versteckt alle Namen und sagt mir nur:

“Dingsda von Dingsda mit Dingsda war dort.”
Es leuchtet keine Name, geschweige denn Ort,
was mich zur vollen Verblödung treibt,
denn nur Dingsda ist alles, was mir da bleibt.

Vielleicht hat meine Birne inzwischen gehört,
worüber sie sich mokiert und empört,
dass alte Birnen bald nicht mehr erlaubt,
jetzt ist sie renitent, quatscht blöd und überhaupt.

Nun such ich in allen einschlägigen Läden,
frag auf der Straße fast einen jeden:
“Wo kann ich eine neue Birne bekommen”?
Von den Antworten bin ich schon restlos benommen.

Kann sein, dass ich in einem so stressigen Falle,
plötzlich mit meiner Dingsda durchknalle.
Darum ist alles, was ich ganz dringend bräuchte,
eine neue, modern glühende Leuchte.

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WIE GEHT ES IHNEN ?

Will man es wirklich hören
bei der Frage “Wie geht es”,
oder würde es doch stören,
erführ man von Diabetis,
oder von schmerzenden Knochen,
Kopfweh und Inkontinenz,
Schlaflosigkeit seit Wochen.

Will man es wirklich wissen,
oder ist’s einem völlig egal,
dass das Leben einfach beschissen
dass die Ehe nur noch eine Qual?

Oder was so der Nachbar treibt,
dass die Kinder Schule schwänzen,
dass von Gehalt nichts übrig bleibt?
Doch was wären die Konsequenzen?

Wenn man sich nur mit Gruß begnügt
weil man nicht gerne Fragen stellt,
mit denen man ja doch nur lügt?
Wird man als Stoffel dann verprellt?

MONOLOG FÜR ZWEI

Sie erzählt nur von sich
ohne Punkt, Komma, Strich.
Ich weiss nicht was sie will,
doch bin ich ganz still.
Dann stellt sie ein Frage,
doch bevor ich etwas sage,
weiss sie schon Bescheid,
hat ihre Antwort bereit.
Und weiter geht es dann
was sie so weiss und kann,
was sie von sich so denkt,
wem und was sie geschenkt
wie gut und nobel sie ist,
dass sie nie etwas vergisst,
doch für sie kann's nicht geben,
mit jemandem zu leben,
der dauernd nur spricht.
Nein, das könnte sie nicht!
Ich nicke dazu nur geduldig,
bleibe die Antwort schuldig
und mach auf meine Weise
eine gedankliche Reise,
fliege irgendwo hin,
wo ich alleine bin.

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WER IST DER TYP ?

Wo ist denn nur die Liste geblieben,
auf der das Schicksal mit feinem Stift,
das alles ganz säuberlich aufgeschrieben,
was uns Menschen hier so betrifft?

Vielleicht bin ich inzwischen schon ausradiert
und bin noch dabei etwas zu bauen.
Das würde doch, falls mir das jetzt passiert,
mein ganzes Leben restlos versauen!

Opa hatte sich noch Zigarren bestellt,
davon hat er nicht eine einz’ge geraucht
und Oma sparte ganz heimlich Geld
für ‘ne Reise, die sie jetzt auch nicht mehr braucht.

Und alles, nur weil man die Liste verbummelt.
Wer weiss denn überhaupt, wer das mal verbockt?
Und seit wann man uns hier derart beschummelt ?
Wie heißt denn der Typ, der das eingebrockt ?

REKLAMATION

War er denn wirklich nötig der heutige Tag?!
Es lief doch alles völlig daneben!
Nun sitz ich am Abend da und frag,
wo kann man so`n Tag zurück geben?

Bekäme man dafür mal einen Rabatt,
so wäre es nichts weiter als nur gerecht.
Damit man im Leben mehr Freude hat,
wären zwanzig Prozent noch nicht mal schlecht.

Haben wir nicht Anspruch auf gute Ware?
Wir sind doch beim Leben treue Kunden!
Für die Treue müsst es sogar `ne Prämie geben
und Ausgleich gratis für miese Stunden.

Doch nichts davon! Ist das nicht Betrug?
Wen wundert´s da noch, dass so viele mal eben
kündigen und irgendwann hab auch ich mal genug
und nehme keine Ware mehr ab vom Leben.

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PENETRANT TREU

Ich bin penetrant treu -
vielleicht sogar scheu -
solang ich zu Hause bin,
doch geh ich irgendwohin,
zum Beispiel zum Abendessen,
hab ich all das vergessen.
Da werd ich zur tollen, erotischen Puppe.
Flirte selbst mit der Schildkrötensuppe
und mach einfach alles, was man gar nicht darf.
Die Männer, die Kellner, selbst die Messer sind scharf.
Ich spiele die Lady, den Vamp, die Kokotte,
bin Schlange, Lustobjekt und auch Motte.
Die Objekte jedoch sind die Männer. Sind SIE!
Sie glauben den Flirt, doch das ist Phantasie,
und Phantasie gibt's schon ewig, das ist gar nicht neu.
Wie gesagt, zu Hause, da bin ich goldtreu.

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RAUCHERPORTRAIT

Belag auf den Zähnen,
pelzige Zunge -
rasselnde Bronchien,
pfeifende Lunge -
verstopfte Arterien,
Kreislauf fatal -
Geschwüre im Magen,
die Haut ständig fahl.
So schildert man Raucher.
Auch ich kenn so'n Gesicht.
Zum Beispiel mein Opa,
doch der rauchte gar nicht.

DAS POSTSYNDROM

Mir schreibt keiner!
Ich krieg keine Post!
Jetzt schreib ich mir selber,
egal was es kost’!

Ich schreib mir Briefe
und auch mal Karten,
verbringe die Tage in
Spannung und Warten.

Ich halt es kaum aus,
fahr täglich zur Stadt,
um zu sehn, ob das Postfach
schon Post von mir hat.

Greif mir den Brief dann
und renne hinaus,
steige in’s Auto und
flitze nach Haus,

und kann dann gar nicht
an mich halten,
muss den Brief aufreißen
und entfalten.

So erfahr ich nun täglich
zu Hause beim Lesen,
was hier so alles
los gewesen

und bin so manches Mal
richtig platt,
was man mir denn da
geschrieben hat.

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