Humorvolle Gedichte aus dem täglichen Leben 01

Wer hat sich nicht schon über Kleinigkeiten im täglichen Leben oder über die immer komplizierter werdende Technik geärgert?

Im Moment, da man sich erfolglos damit beschäftigt, eine alberne Verpackung aufzumachen oder nach der Lupe zu suchen, um all das zu klein Gedruckte zu entziffern, ist man schon mal dem Trampelbock sehr nahe, doch wenn man noch ein Stückchen Humor bei sich selbst entdeckt, dann kann man über seine eigenen Unzulänglichkeiten auch richtig lachen.

Schauen Sie doch mal, ob Ihnen bei diesen lustigen Gedichten zum Thema “Alltag”, nicht dieses oder jenes sehr bekannt vorkommt.

Viel Spaß wünscht

Ihre Ruth-Ursula

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FLUCH DER MODERNE

Es ist die ganz besondre Masche,
dass der Verschluss der Plastikflasche,
trotz Kraft sich weder dreht noch rückt.
Das macht einen dann schon verrückt.

Wär sie aus Glas, würd man sich trauen,
den Hals der Flasche abzuhauen,
hätt sich ein Glas schon eingegossen,
doch Plastik hält und bleibt verschlossen.

Hat man kein Werkzeug in der Tasche,
so bleibt sie zu, die Plastikflasche.
Was da der Fortschritt uns beschert
ist, wenn man Durst hat, gar nichts wert.

PACKZETTEL

Ob’s Schmerzen, Husten, Schnupfen sei,
fast jeder greift dann zur Arznei,
die man zur Besserung nur schluckt,
nachdem man auf den Zettel guckt
und liest, was man nicht darf und soll.
Packzettel sind ja davon voll.

Damit beginnt dann die Tortur.
Man starrt auf jenen Zettel nur,
auf dem in klitzekleiner Schrift
das steht, was diesen Fall betrifft.
Doch da versagen alle Brillen,
drum schluckt man blind
gleich drei, vier Pillen.

Vor Schmerz gekrümmt,
man hört sich fluchen,
wird man dann nach der Lupe suchen,
findet auch endlich dieses Biest,
greift sich den Zettel und man liest ...
liest dann zur inneren Erbauung:
die Pillen sind für die Verdauung.

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NOCTURNO MOSQUITO

Musik in jeder Form und Weise,
von Gershwin bis zu Johann Strauss,
da leg ich mich und schließ die Augen
und ruhe mich so richtig aus.

Wenn aber sich im gleichen Zimmer
bei Dunkelheit und Schlafgefühl
ein dürrer Sirrton hastig nähert,
dann werd ich tücksch. Das ist zu viel!

Das Licht geht an, ich such die Klatsche
und greife in ein volles Glas.
Der Sirrton aber bleibt noch immer
und nur mein Bett ist klitschenass.

Die Jagd geht los mit einer Zeitung,
das neue Bettzeug ist schon drauf,
da wird es still - - - ich leg mich wieder
und reiße nur die Augen auf.

Die Stille läßt mich nun nicht schlafen.
Ich lausche meinem Atem nur,
allmählich summt das ganze Zimmer,
doch von der Mücke keine Spur.

Auf meiner Wiese zähl ich Schafe.
Bis tausend war’n es - aber dann -
ich war schon beinah eingeschlafen,
da fängt der Sirrton wieder an!

Ich fuchtle wild mit meinen Händen,
spring aus dem Bett, bin obenauf.
Da schreit es auf in höchsten Tönen!
Ich trat auf meine Katze drauf.

Erst nach zwei Stunden werd ich müde,
geschafft vom Amoklauf der Nacht
und seh im Traum dann noch die Mücke,
wie sie sich in das Fäustchen lacht.

ALZHEIMER LÄSST GRÜßEN

Da gibt es Dinge, die verschwinden.
Fast so, als wären sie geklaut.
Man kann sie einfach nicht mehr finden,
dabei hat man sie selbst verstaut.

Man sucht in Panik wie besessen;
wird wütend und ganz aufgeregt,
weiss, dass man selber ja vergessen,
wohin man sie mal weggelegt.

Man öffnet Schubladen und Schränke,
schaut unters Sofa, hinter Kissen,
kriecht unter Tische, steigt auf Bänke.
Wo denn das Ding ist, will man wissen!

Man hat ja schon zum x-ten Male
die gleichen Ecken kontrolliert,
schaut trotzdem in dieselbe Schale,
die völlig leer sich präsentiert.

Die Suchaktion wird immer schlimmer.
Man weiss, es hat doch keinen Zweck.
Im Kühlschrank? Oder Badezimmer?
Umsonst, das Ding ist einfach weg.

Dann irgendwann, man will’s kaum glauben,
man macht ‘ne Pause nach paar Stunden,
und will sich grad die Nase schnauben,
hat man’s im Taschentuch gefunden.

Man könnt sich selber massakrieren
und ist vom Suchen ganz benommen.
Denkt nur, das musste ja passieren,
denn Alzheimer ist angekommen.

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HEXENSCHUSS

Man weiss nie wo sie gerade steckt.
Im Wald, im Haus oder im Garten
und niemand weiss, was sie bezweckt,
uns plötzlich derart zu entarten.

Grad steht man noch ganz ahnungslos,
so munter, bis man sich mal bückt,
und schon geht das Theater los.
Man wird vor Schmerz direkt verrückt.

Man schreit wild auf vor Schmerz und Pein,
will hoch und merkt, dass es nicht geht,
knickt mit den Beinen restlos ein,
sucht Halt, sofern dort jemand steht.

Meist steht nichts da, man ist im Freien.
So schleppt man sich - es ist fatal -
bei jedem Schritt hört man sich schreien,
doch hat man keine andre Wahl.

Man braucht jetzt Hilfe! Unbedingt!
Kriecht wie ein Tier auf allen Vieren,
sofern es einem noch gelingt,
um irgendwen zu informieren.

Tät’s nicht so weh, man würde lachen,
da man nicht kann, so wie man will.
Weiss, hier kann nur der Arzt was machen
und wartet dann auf ihn ganz still.

So ungefähr kann es passieren,
dass einem glatt der Tag vermiest,
weil aus dem Hinterhalt die Hexe,
ganz ohne Grund auf uns mal schießt.

INTERNETLAIE

Ein Fenster, Modem, Server, Klick,
Browser, HomePage und zurück,
doch ist man trotzdem nicht vernetzt,
da diese Linie grad besetzt.

Dann Wiederholung angesagt,
schon wird man wieder ausgefragt,
was will man und wo will man hin.
Dann noch ein Klick und man ist drin.

Die ganze Welt ein Bilderbuch!
Man ist perplex, macht ‘nen Versuch,
klickt hier und da mit Mausimaus
und schwups, ist man schon wieder raus.

Das gleiche Spiel beginnt von vorn,
so ganz allmählich kommt der Zorn.
Man flucht und schaut schon nicht mehr hin,
und plötzlich ist man wieder drin.

Vor Glück haut man auf alle Tasten,
doch dunkelblau wird da der Kasten,
nichts geht mehr, selbst der Cursor steht,
da man als Laie doch zu blöd.

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SCHLAFLOS

Es ist schon spät, man geht zur Ruh,
liest noch zwei Seiten, löscht das Licht,
macht dann ganz fest die Augen zu,
doch schlafen, schlafen, kann man nicht.

Es stehen Bilder vor der Stirn
und streifen über das Gesicht.
Man ist zwar müd, doch das Gehirn
ist wach und schläft noch lange nicht.

Man ruft den Schlaf, jedoch er schweigt.
Man müht sich ab mit tausend Schafen.
Ganz sinnlos, wie es sich dann zeigt,
denn man bleibt wach und kann nicht schlafen.

Man will nicht denken, doch man denkt
an gestern, heute und an morgen
und weiss, dass man die Nacht verschenkt
und seufzt, als hätt’ man große Sorgen.

Den Pulsschlag hört man und es rauscht
das Blut im Ohr auf sanftem Kissen.
Dann schlägt die Uhr, man zählt und lauscht,
dabei will man es gar nicht wissen.

Auf Zehenspitzen kommt der Tag
und schaut direkt zum Fenster rein
und jetzt, obwohl man’s gar nicht mag,
schläft man dann plötzlich ganz fest ein.

STROMAUSFALL

Man ist am Abend mal zu Haus,
liest grad ein Buch oder sieht fern,
da gehen plötzlich die Lampen aus.
Grad das hat man ja nicht so gern.

Ganz dunkel ist’s mit einem Schlage.
Selbst draußen, da der Mond nicht da,
und daher steht man vor der Frage,
wo man zuletzt die Kerzen sah.

Vom Sessel bis zum Nebenzimmer,
entlang der Möbel tappt man blind.
Man sucht und findet sie doch nimmer,
da sie diesmal woanders sind.

Wenn’s hell wär’ hätt’ man in Sekunden
den Sicherungskasten schon gefunden,
doch ohne Streichholz oder Licht,
ist das so einfach eben nicht.

Man will dort hin, die Zeit verstreicht
bis man das Ziel dann doch erreicht.
Beginnt dann vorsichtig und tastet
zum Knopf, ob der dort ausgerastet.

Und grad in diesem Augenblick,
da kommt der Strom plötzlich zurück.
Der Fehler lag gar nicht im Haus!
Den Strom machte das E-Werk aus.

Es sind gar oft so manche Sachen,
um die wir uns Gedanken machen,
bereits gelöst bevor man denkt
und sich vor Ungeduld verrenkt.

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DER LACK IST AB

Der Motor funktioniert, doch die Karosserie
ist eingebeult und rostet nicht zu knapp.
So mancher kennt den Augenblick,
vielleicht auch Sie,
wo man dann merkt: Der Lack ist ab.

Den Augenblick, wo man entgeistert schaut,
dass nun, obwohl man gar nicht schlapp,
so braune Flecken auf der Haut,
es ist der Rost: Der Lack ist ab.

Nur innen, da, wo Herz und Seele sitzen,
da ist noch alles regelrecht im Trapp.
Man braucht es nicht mit Farbe neu zu spritzen,
doch außen ist der Lack schon länger ab.

WOCHENPLAN

Der Wochenplan fängt Montag an.
Was man nicht schafft, ist Dienstag dran.
Da man zumeist noch was vergisst,
merkt man, dass bereits Mittwoch ist
und sieht den Donnerstag schon kommen.
Doch was man sich da vorgenommen,
hebt man gleich für den Freitag auf
und freut sich diebisch schon darauf,
dass diese Woche gleich vorbei
und übermorgen Sonntag sei.

TELEFONARIE

Inmitten abgedeckter Sachen,
ganz oben auf der Malerleiter,
steht man und will das Zimmer machen.
Die Wände, Decken und so weiter.

Da schrillt das Telefon von ferne.
Zunächst will man es ignorieren,
doch andrerseits wüsste man gerne,
wer will mit mir telefonieren?

Das zweite Läuten ist versandet
noch während man herunter tappt
und voll im Wassereimer landet,
der ungebührlich überschwappt.

Die Farbe kleckert auf die Hose
vom Pinsel in der rechten Hand
und langsam kippt die Farbendose,
gemütlich über’n Leiterrand.

Beim fünften Läuten wird man hektisch,
sieht sich mit Farbe stark bekleckst,
stösst sich ganz fürchterlich am Ecktisch
und spürt schon wie die Beule wächst.

Das Telefon läutet noch immer.
Man kommt im Nu auf höchste Touren,
stürzt wild zur Tür vom Nebenzimmer
und hinterläßt dort Farbenspuren.

Dann Hechtsprung hin zum Ruhestörer.
Ganz kurz schrillt es noch einmal auf,
voll Farbe ist nun auch der Hörer.
Man lauscht - es knackt - Wer legte auf?

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